Über diese Arbeit habe ich mich an das heikle Thema, das für mein eigenes Leben wichtig ist, erst herangetraut. Ich selbst bin Betroffener: Sohn von Alkoholikern. Und ich selbst musste hier jene Hürde überschreiten, die auch die anderen überschritten haben: Wir haben uns zu vertrauen gelernt. Durch intensive Vorgespräche konnten wir gemeinsam eine Bild-Idee entwickeln: Die Porträtierten zeigen ihre Verwundbarkeit und erobern sich dadurch ihre Selbstbestimmung zurück. Sie lassen sich fotografieren und schaffen es auf diese Weise, sich von ihrer Geschichte unabhängig zu machen. Sie erfahren Stärke. Mich hat die Frage fasziniert, wie man diese Unabhängigkeit fotografisch gestalten kann. Etwa jedes fünfte Kind in Deutschland lebt mit mindestens einem suchtkranken Elternteil. Diese Menschen haben mir ihr Gesicht gezeigt. Sie hatten den Mut, an die Öffentlichkeit zu treten und sich für die Ausstellung zu zeigen. Es war ein großartiges Erlebnis für uns alle.